Petr Wittlich

Die Körperlichkeit und die figuralen Kanons in der Bildhauerei im 19. Jahrhundert

197–204 (tschechisch), Resumé S. 204 (deutsch)
Das wachsende Interesse an der Körperlichkeit war unbestritten einer der Hauptzüge in der Entwicklung der modernen künstlerischen Anschauungen im 19. Jahrhundert. Das Thema des Pygmalion und die durch die Präsentierung der Abgüsse lebendiger Körper als Statuen in Rodins L'Âge d'airain [Das eherne Zeitalter] hervorgerufene Affäre charakterisieren diesen Trend am besten. Er war durch das Stilidiom des Neubarocks legitimiert, das in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts nach dem Skandal mit der Statuengruppe La Danse [Der Tanz] von Jean-Baptiste Carpeaux für die Pariser Opéra die französische und internationale Bildhauerei beherrschte. Interessant sind jedoch auch die Hindernisse, die dieser Entwicklung in den Weg gelegt wurden und die sich auf das Problem des Kanons, der für einen Bildhauer traditionellen Grundlage seines Schaffens, konzentrierten. Es gibt zwar keinen Zweifel daran, dass es die Ästhetik des körperlichen Fragments war, die schließlich das entscheidende Wort in der Entwicklung der modernen Bildhauerei gesprochen und sie von einer Figur zu einem Objekt geführt hat, doch haben auch die zahlreichen Diskussionen über den Kanon (vor allem den des Polykleitos), einschließlich der akademischen Handbücher, zur Welle der Neoklassik am Beginn des 20. Jahrhunderts beigetragen. Sie verdienen noch heute, da der Begriff des Kanons in die zeitgenössische Literaturtheorie zurückkehrt, Aufmerksamkeit, vielleicht als Zeichen einer Situation, in der nach der postmodernistischen Absage an alle Kriterien wieder die Fragen nach einem verbindlichen Standard, nach Kontinuität, Identität und weiteren Exponenten der Stabilität im kulturellen Diskurs auftauchen.
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