Věra Brožová

Robinson in Böhmen. Zu den tschechischen Adaptationen von Defoes Robinson im 19. Jahrhundert

293–304 (tschechisch), Resumé S. 305 (deutsch)
Der Beitrag versucht anhand von Daniel Defoes Roman Robinson Crusoe zu zeigen, wie die tschechischsprachige Literaturproduktion für Kinder im 19. Jahrhundert die Weltliteratur zum Zwecke von Erziehung und Bildung bearbeitete. Keine Beachtung finden deshalb freie „Robinsonaden“ nach Defoe mit Helden verschiedener Nationalität und Geschlecht, die noch in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts in ganz Europa (und auch Böhmen) an das populäre Volksbuch anknüpften. Für Böhmen ist es bezeichnend, dass die ersten vollständigen und originalgetreuen Übersetzungen von Robinson Crusoe erst 1920 (1. Teil, Albert Vyskočil) und 1933 (2. Teil, Timotheus Vodička) erschienen. Dabei hatten vor allem Lehrer und Erzieher schon seit 1797 dutzende Bearbeitungen für Kinder und Jugendliche veröffentlicht. Die Autoren bemühten sich, sämtliche exotische und abenteuerliche Grundmotive ins Heimische, allgemein Bekannte und Zugängliche zu verlegen und sie so zur Nachahmung oder Warnung geeignet zu machen. Exotische Motive wurde oft zur Belehrung über ferne Realien genutzt, die mit der heimischen Landwirtstaft in Bezug standen. Die appelative Verwendung des Namens und der in Böhmen eingebürgerten Assoziation (die Umerziehung eines eigenwilligen, ungehorsamen Jungen in unfreiwilliger, exotischer Klausur) verwendeten ab der Jahrhundertmitte auch kurze pädagogische Texte. Den pädagogischen Akzent der tschechischen Robinson-Varianten bezeugen u. a. die Fortsetzung Robinsonové příběhy von Josef Alois Franz (Robinsons Geschichten, 1827), deren dialogische Struktur zum Vorlesen durch die Kinder gedacht war; weiters der eigenständige Český Robinson Crusoe vom Lehrer František Josef Andrlík, 1886, der das Verlassen der Heimat zum Thema hat, sowie auch die Tatsache, dass A. M. Lounský und Jaroslav Svákovský beim erste Versuch einer künstlerischen Übersetzung (1894) Defoes Kritik der Zustände in Russland im slawophilen Sinn „verbesserten“.
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