Martin Sekera

Aspekte der Lektüre der Presse im Prozess der politischen Mobilisation der tschechischen Gesellschaft

S. 121–144 (tschechisch), Resumé S. 143–144 (deutsch)
Der Verfasser versucht in seinem Beitrag drei, bzw. vier Lesesituationen abzugrenzen. Mittels dieses Blinkwinkels bietet er eine der Ansichten auf die tschechische Gesellschaft in der Phase ihrer politischen Mobilisation im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er geht von der Voraussetzung aus, dass der Presse in diesem Prozess eine Schlüsselrolle zukommt. Die Presse half dem Einzelnen, der auf die für das Gemeinschaftsleben typischen Kommunikationsstereotypen zu verzichten suchte, eine bestehende Isolation zu überwinden und sich in neue Kommunikationsbeziehungen zu integrieren. Dies bedeutet jedoch nicht, dass solche Situationen - wenn auch vereinzelt - in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht zustande kommen konnten. Zu deren Verbreitung unter Gruppen der Sozialstruktur kam es jedoch erst im Laufe der politischen Veränderungen nach dem Jahr 1848 und v. a. dann in den 60er Jahren. Die Studienlesesituation (1) wird durch eine gründliche, monothematische Lektüre charakterisiert, durch Klassifizierung der Erkenntnisse und deren Reflexion, die primär nicht politisch markiert ist. Diese Art und Weise der Lektüre fand formale Resonanz, indem die Anzahl von Zeitschriften bestimmter Interessentenkreise entstand; nach 1918 schlug sich in der Presse die Tendenz nieder, einzelne Jahrgänge durch themabezogene Beilage mit deutlichem Bildungszweck zu ergänzen. Die politisierende Lesesituation hangt mit der qualitativen Veränderung zusammen, die auf dem heranwachsenden Angebot an politischen Themen in der Presse beruht. Dies hat zur Folge, dass man an dem öffentlichen Leben, dessen Bild dem Leser durch die Presse vermittelt wird, aktiv teilnehmen will, indem man der Redaktion und den anderen Lesern seine eigene Meinung darüber mitteilt, Unter optimalen Bedingungen wird die politisierende Lesesituation durch die Wende des Rezipienten zum politisierenden Leser vollbracht, indem er selbst imstande ist, nicht nur das Gelesene zu reflektieren, sondern auch dessen Inhalt dort zu verbreiten, wo man z. B. über Zeitungen nicht Bescheid weiß, oder nur schwierig an sie gelangen kann. Wenn sich zwei oder mehrere Meinungsströmungen profilieren, entsteht der politische Leser. Dieser identifiziert sich dann mit der Partei, agitiert für sie etc. Zu solcher Situation kann es nur unter Bedingungen der verfassungsorientierten Gesellschaft kommen, der ein liberaler Charakter zugrunde liegt, und in der eine Existenz der politischen Korporationen gewährleistet wird (bei uns nach 1863). Damit geht in der Regel eine erhöhte Produktion der Presse einher.
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