Pavla Sadílková

Interpretation der Bauvollendung und des geheiligten Sinnes der Prager Kathedrale in den Texten um 1800

268-275, resumé s. 274-275
Die Autorin beschäftigt sich auf Grund von Beschreibungen und Führern durch den Sankt-Veits-Dom mit der Frage, wie die Texte aus der Zeit um das Jahr 1800 den denkwürdigen Sinn der Kathedrale erwähnten, der mit deren Stellung als die Hauptkirche in Böhmen verknüpft war, und ob und wie sich die älteren Vorstellungen von dem Heiligtum dieser Stätte in neuere Überlegungen über den künstlerischen Wert der Kathedrale als ein Denkmal, bzw. über die Bedeutung ihrer Vollendung projizierten. In den um 1800 entstandenen Texten kann man im Vergleich mit der älteren Tradition des Schrifttums über Kunstdenkmäler die Entwicklung zweier Themen beobachten. Das erste verknüpft die Vorstellung von der dauerhaften Bedeutung der Kathedrale mit der Zusage eines symbolischen Lohnes dem Herrscher, dem es gelingt, diese Hauptkirche von Böhmen zu vollenden. Das andere Motiv ist das Schwanken zwischen der Vorstellung von der Kathedrale als ein sakrale und ein künstlerische Denkmal, zwischen der geheiligten, auf dein dauerhaften Wert der darin aufbewahrten Reliquien gegründeten Bedeutung, und dem neu erwachten Interesse an dem rein künstlerischen Wert des Baues und später auch an dem symbolischen Wert der gotischen Architektur. Die bildende und visuelle Qualität des Prager Doms und der gotischen Architektur insgesamt wurden in Böhmen zum erstenmal von Franz Lothar Ehemant erfasst, der die Beschreibung des Mobiliars von einer umfangreichen Analyse der Architektur und des gesamten Aussehens des Baues getrennt hat. Gleichzeitig formulierte er als erster der einheimischen Autoren eine bewunderungsvolle Beschreibung des Inneren der Kathedrale, die seine nach 1800 schreibenden Nachfolger von ihm übernommen haben. Als der grösste Wert des Baues wurde die Veränderlichkeit und das Illusorische des gotischen Raumes hervorgehoben. Im Grunde genommen waren e.s die mit der klassizistischen Ordnung und Klarheit unvereinbaren Eigenschaften, weshalb die gotische Architektur von den Kla.ssizisten kritisiert wurde, aber umgekehrt wirkte sie eben dank diesen Eigenschaften geheimnisvoll und gewann an visueller Anziehungskraft für die Generation der Jahrhundertwende. Für die Situation in Böhmen war auch die intensive Anknüpfung an die traditionell starken Vorstellungen des einheimischen barocken Landespatriotismus spezifisch, an die Vorstellungen von dem goldenen Zeitalter der Kunst in der Zeit Karls IV., und an die Kontinuität der Verehrung der Lancles-schut/.patronen, denen die Prager Kathedrale eingeweiht worden war. In diesem Sinne wirken Texte von Vaclav Michal Pesina aus den 1830er Jahren als eine Rückkehr zu den barocken Äusserungen der Bewunderung und ausdrücklich zur geheiligten Bedeutung der Kathedrale.
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