Eduard Burget

Die Leitfigur der katholischen Journalisten Tomáš Josef Jiroušek und seine Romanchronik Unter dem tschechischen Himmel

S. 44–55 (tschechisch), Resümee S. 56-57 (deutsch)

Der ehemalige sozialdemokratische Journalist und ursprüngliche Maschinenschlosser Tomáš Josef Jiroušek (1858–1940) gehörte im Jahre 1894 gemeinsam mit den katholischen Priestern Tomáš Škrdle und Rudolf Horský zu den Hauptinitiatoren der Gründung der Christlichsozialen Partei in Böhmen. Jiroušek hat sich in der Mitte der 80er Jahre systematisch dem Journalismus zu widmen begonnen, zuerst in den sozialdemokratischen Blättern, später in der von den Christlichsozialen herausgegebenen Presse (Dělník [Der Arbeiter], Čech [Der Tscheche], Dělnické noviny [Die Arbeiterzeitung], Vlast [Das Vaterland] u. a.). Seit seinem Eintritt in die Politik interessierte er sich lebendig für alles, was mit der christlichsozialen Bewegung zusammenhing; er war ein aktiver Teilnehmer an den damaligen politischen Kämpfen und Polemiken und hat das Archiv und die Bibliothek der Partei systematisch aufgebaut. Die Ergebnisse seiner langjährigen Tätigkeit hat er in der dreiteiligen Geschichte der sozialen Bewegung in den Ländern der böhmischen Krone, und dann auch im vierteiligen Roman Unter dem tschechischen Himmel, an dem er lange 20 Jahre gearbeitet hat, publiziert. Sein Lebenswerk hat er – auf ähnliche Art wie Alois Jirásek seinen Roman F. L. Věk – als dokumentare Romanchronik konzipiert. Die Geschichte Jiroušeks und sein Roman Unter dem tschechischen Himmel stellen eine reiche Informationsquelle dar; sie beinhalten heute nur schwer zugängliche biographische und topographische Angaben (z. B. die Adressen der sozialdemokratischen und christlichsozialen Blätter, die Adressen und Namen der Kaffeehäuser, Gaststätten und anderen Orte, wo sich die Mitglieder der katholischen und Arbeitervereine versammelt haben u. a.). Jiroušek tritt in seinem Roman unter dem Pseudonym Táda Rousek auf. Der Beitrag konzentriert sich auf seine Persönlichkeit als eines der großen politischen Aktivisten und zugleich auch Schriftsteller-Chronisten, dessen Werk heute nicht nur dokumentarischen Wert hat, sondern auf seine Weise auch ein Abbild der damaligen politischen Polemiken und Leidenschaften darstellt, die die christlichsoziale Partei (zu deren konservativem Flügel sich Jiroušek bekannt hat) erschüttert haben. Vor allem ist sein Werk auch ein Spiegel des politischen Kampfes, den die Christlichsozialen mit ihren größten Konkurrenten, den Sozialdemokraten, geführt haben. Es ist eine Apologie des christlichen Sozialismus als des einzigen zu einer sozial gerechten Gesellschaft führenden Weges.

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