Vladan Hanulík

Die Geschlechtskrankheiten als Thema in der Korrespondenz im 19. Jahrhundert

100–107 (tschechisch), Resumé S. 107 (deutsch)
Aufgrund der Bewertung einer größeren Anzahl von Briefen zwischen Vinzenz Priessnitz und seinen Patienten kann man feststellen, dass die Patienten mit venerischen Krankheiten, wie zum Beispiel dem Tripper oder der Syphilis, sich der hydropathischen Priessnitz-Therapie in der Hoffnung auf Heilung unterzogen haben, teilweise auch deshalb, weil die damalige medizinische Praxis diese Krankheiten bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts nicht mit Erfolg kurieren konnte. In den Briefen findet man Erwähnungen über bereits chronische Trippererkrankungen oder über fortgeschrittene Stadien von Syphilis. Die Schreiber dieser Briefe konnten ihre Krankheit und ihre Symptome bis ins kleinste Detail beschreiben, andererseits neigte die Mehrheit von ihnen dazu, die Herkunft der Erkrankung, die Bekanntgabe, wo und von wem sie sich angesteckt haben könnten, zu verschweigen. Es ist erklärbar, warum meist die jüngeren Männer an diesen Krankheiten gelitten haben. Man kann feststellen, dass in den geschlossenen Männergesellschaften die Erkrankung an einer Geschlechtskrankheit allgemein als Zeichen des Erwachsenseins verstanden wurde. Dass diese Krankheiten tatsächlich für ein „männliches Vorrecht“ galten, kann man auch damit belegen, dass alle Briefe, in denen von einer venerischen Erkrankung die Rede ist, von Männern stammen, entweder von den Patienten selbst, oder von ihren Freunden bzw. Familienangehörigen, während die Frauen sich an Priessnitz mit anderen gesundheitlichen Problemen gewendet haben.
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