Miloslav Szabó

Das Andere imaginieren. Die Balkanfrage und die Krise der slowakischen Nationalideologie in den 1870er und 1880er Jahren

183–193 (tschechisch), Resumé S. 194 (deutsch)
Wie die Nationalismus-Theorien der letzten Jahrzehnte herausgearbeitet haben, produzieren Nationalismen nicht nur Vorstellungen vom Eigenen, sondern immer auch vom Anderen, vom „Fremden“. Diese häufig „exotisch“ aufgeladenen Bilder, Klischees und Stereotype untersucht der Ansatz der Imagologie (u. a. Alexandru Muţu), auf den sich der vorliegende Beitrag stützt. Auch die slowakische Nationalideologie bediente sich exotischer Stereotype des Anderen. Bereits ihre frühen Repräsentanten wie Pavol Jozef Šafárik (bzw. Šafařík) entwarfen ein Geschichtsbild, in dem den slawischen Völkern die Rolle europäischer Kulturträger zugesprochen wurde, während der Inbegriff des Anderen/Fremden, die „asiatischen Rassen“ – Magyaren, Türken usw. – dazu verurteilt waren, „kulturlos“ dahin zu vegetieren. Diese ideologischen Muster radikalisierten sich zur Zeit der Balkankrise (1875–1878), die die multiethnische ungarische Öffentlichkeit in zwei unversöhnliche Lager gespalten hatte. Die Befürwörter vom Status quo („Philotürken“) und diejenigen der Befreiung der Balkanvölker („Panslawisten“) lieferten sich publizistische und propagandistische „Schlachten“. Die slowakische Publizistik sah in der Einstellung von großen Teilen der ungarischen Öffentlichkeit (in den „ethnischen“ Magyaren und „den Juden“) das überlieferte Stereotyp von einer „asiatischen Blutsverwandschaft“ endgültig bestätigt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Balkankrise und die sie begleitenden propagandistischen Auseinandersetzungen die älteren Bilder vom Anderen/Fremden wieder belebt hatten, an die die nachfolgenden Generationen der slowakischen Nationalisten anknüpften.
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