Martin Svatoš
Die humanistische Bildung und die Dominanz der klassischen Philologie in den böhmischen Ländern im 19. Jahrhundert
39-52 (tschechisch), Resumé S. 51-52 (deutsch)
Mit Ausnutzung seiner früheren Untersuchungen behandelt Martin Svatoš die Struktur der Gymnasialbildung im Böhmen des 19. Jahrhunderts. Er stellt dabei fest, dass im Vormärz ihre Ausrichtung und ihr Niveau nicht den gesellschaftlichen Anforderungen entsprachen. In den 1849 von Franz Exner und Hermann Bonitz vorgebrachten und von Leo Thun durchgesetzten Reformen des Gymnasial- und Universitätsunterrichts wurde die philologische und mathematisch-naturwissenschaftliche Ausbildung miteinander verknüpft. Zu den Grundpfeilern der Ausbildung an den österreichischen humanistischen Gymnasien wurden insbesondere Latein, Griechisch, Mathematik und Deutsch. Die Gymnasien sollten nicht nur Kenntnisse und Fertigkeiten vermitteln, sondern durch die Pflege der Geistigkeit und durch die Berührung mit vornehmen Vorbildern harmonische und humanistisch gesinnte Persönlichkeiten entwicklen.
Anschließend geht der Autor auf die durch die Reformen hervorgerrufenen Reaktionen
in der tschechischen Öffentlichkeit ein. Hierbei erwähnt er vor allem die beiden führenden Vertreter der tschechischen Altphilologie an der Prager Universität Jan Kvíčalaund Josef Král. Besondere Aufmerksamkeit widmet er der konfessionell und national-politisch gefärbten Kritik sowie den Einwänden, die die Vertreter der exakten Wissenschaften und Naturwissenschaften äußerten. Die humanistische Gymnasialausbildung sank zwar allmählich auf Grund ihrer Formalisierung und des Drillens eine Buchstabengelegelehrsamkeit, dies mindert aber nicht die kulturelle Bedeutung der klassischen Bildung in Österreich bzw. in Böhmen und ihr Anteil an der Grundlegung des gemeinsamen Fundaments der modernen mitteleuropäischen Kultur.
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