Miloš Havelka

Über die Aktualität des Alters

7–18 (tschechisch), Resumé S. 18 (deutsch)
Der Beitrag zeigt mittels dreier Exkurse – eines philosophischen, eines anthropologischen und eines soziologischen – dass (1) das Altern nicht nur eine biologische Notwendigkeit ist, sondern auch oder vor allem ein kulturell konstruierter Begriff, dessen Inhalt sich in verschiedenen Zeiten und verschiedenen Systemen der sozialen Reproduktion ändert. (2) Den Begriff „Alter“ verwendet man heute in zweierlei Wortsinn: (a) für die Bestimmung des sozialen Alters (und der sozio-kulturellen Angehörigkeit) der einzelnen sozialen Akteure bzw. ihrer Gruppen, d. h. im Zusammenhang mit den Prozessen des Alterns der Menschen, der Dinge und der Vorstellungen, (b) als Bezeichnung der Schlussetappe eines Lebens, die kulturell von verschiedenen positiven oder negativen Stereotypen limitiert wird. (3) Das sich seit der Mitte des 18. Jahrhunderts als Folge des markanten Anwachsens des durchschnittlichen Lebensalters der Population deutlich aktualisierende Problem des Alters hat interdisziplinären Charakter und stellt heute einen selbständigen Gegenstand der biologischen, human- und sozialwissenschaftlichen Forschung dar. (4) Für die Konstruktionen des Alters wird meistens der Vergleich mit anderen Altersstufen entscheidend, in den modernen Gesellschaften vor allem mit den produktiven Phasen des Lebens in der Folge langfristig verlaufender Prozesse (Industrialisierung, Urbanisierung, Modernisierung usw.) und ihrer Einflüsse auf die Organisierung der bürgerlichen Gesellschaft (z. B. als Durchsetzung der „Kernfamilie“) und der Änderung der Werte („Leistungsgesellschaft“).
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