Jaroslav Douša
Einige Züge aus dem Leben Rudolphs II. aus Sicht des böhmischen 19. Jahrhunderts
245–255 (tschechisch), Resumé S. 256 (deutsch)
Das Fremde, Andere und Exotische in der böhmischen Kultur des 19. Jahrhunderts beschränkt sich nicht nur auf das Kennenlernen entfernter Länder und verschiedener Einflüsse auf die tschechische Gesellschaft, sondern spiegelt sich auch in der Sicht auf bedeutende Persönlichkeit der böhmischen Geschichte. Auch im 19. Jahrhundert interessierte man sich für den böhmischen König und Kaiser Rudolph II (1552–1612), der seit 1583 dauerhaft in Prag residierte. So wurde die Hauptstadt Böhmens zu einem Zentrum internationaler Politik und Gelehrsamkeit; die kaiserlichen Sammlungen zählten zu den reichsten und wertvollsten jener Zeit. Seit den 1860er Jahren entstand in Böhmen eine umfangreiche Literatur zu Rudolph II., seinem Hof und seiner Zeit sowie auch zu seinen zeitweiligen Aufenthalten an anderen Orten wie etwa auch in Pilsen (Plzeň). In Prag wie auch in den Regionen waren auch verschiedene literarische und später auch filmische „Bilder aus der Zeit Rudolphs II.“ sehr populär. In wissenschaftlichen und belletristischen Texten wurde meistens des Herrschers Interesse für Alchemie, Astrologie, Magier und andere Interessen bis hin zum Exotischen thematisiert. Den wissenschaftlichen Anfang machte in Böhmen gleich das bedeutende Werk Anton Gindelys Rudolf II. und seine Zeit (1862–1865); die Erkenntnisse wurden durch die Prager Ausstellungen zur rudolphinischen Kunst (1904, 1912) noch vertieft. Sie stießen auch bei der Öffentlichkeit auf großes Interesse, die über Rudoph II. Charakter und Interessen durch die Bücher von Ernest Denis (1893), Václav Vladivoj Tomek (1898) und anderen Bescheid wusste. Schon bevor das Kino von diesem Thema Besitz ergriff, fanden also Publikationen großen Zuspruch, die sich mit den Eigenheiten und im tschechischen Milieu häufig befremdlich empfundenen Zügen des Handelns und des Charakters Rudophs II. beschäftigten.
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