Zbyněk Sedláček

Provozierende und überzeugende Bilder. František Kupkas und Emil Holáreks satirische und moralistische Zyklen

S. 171–186 (tschechisch), Resumé S. 179 (deutsch)
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Verwendung des appelativen und überzeugenden Kodes in der bildenden Kunst um die Wende des 19. und 20. Jahrhunderts an dem Beispiel von zwei typischen Vertretern der sozialkritischen bildenden Produktion - Emil Holárek (1867-1919) und František Kupka (1871-1958). Ihre heutige Stellung in der Entwicklung der tschechischen Kunst ist vollkommen unvergleichbar. Kupka ist der weltberühmte Bahnbrecher abstrakter Kunst des 20. Jhs., wogegen Holárek als Künstler an den Traditionalismus des 19. Jhs. gebunden nur in lokaler Ebene, in Louny, wo er lebte und schuf, erwähnt wird. In den Jahren 1895-1905 weist er jedoch ihr Schaffen gemeinsame Momente sozialer Kritik und betonter Tendenzhaftigkeit auf. Diese Tatsache wurde von der Zeitkritik wahrgenommen und brachte die Werke F. Kupkas und E. Holáreks (zusammen mit dem Schaffen des älteren F. Jenewein und des Pariser V. Hradecký) in gegenseitige Relationen. Das gemeinsame Akzentieren der gesellschaftlichen Funktion der Kunst wurde von der Ausgangsposition beider Künstler modifiziert. Bei Holárek war es die moralistische neoromantische den Widerspruch zwischen der Realität und dem Ideal reflektierende Stellung des Künstlers außerhalb der Gesellschaft. Kupka näherte sich in Frankreich dem Anarchismus und der Freidenkerei und projezierte in die auf Bestellung angefertigten Zeichnungen vereinfacht einen Teil der gedanklichen Problematik seines autonomen Schaffens. Der Appel an das Publikum erforderte die Verbreitung der Werke, wozu die Reproduktionstechnik diente. Kupkas Arbeiten waren direkt für Zeitschriften bestimmt, Holáreks Zeichnungen wurden in Alben verbreitet. Ein weiteres Mittel der Veröffentlichung der Werke bildete die Präsentation auf Ausstellungen. In der Zeit als die Lebenskraft der synthetischen Konzeption künstlerischer Persuasion begründet auf der Vision einer Welt, die in sich soziale, moralische und geistliche Dimensionen vereinte, nachließ, wurde sie von dem Modell der Tendenzkunst des 20. Jhs. abgelöst, wobei die Kompaktheit der Künstlervision durch Ideologisierung und Partialisation der Weitsicht ersetzt wurde.
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