Pavel Kladiwa
Freund oder Feind des Proletariats? Die auf die Fabrikarbeiter von Ostrava abzielende unternehmerische Agitation auf der Wende von neunzehnten zum zwanzigsten Jahrhundert
284–292
Die tschechische Geschichtsschreibung vor dem November 1989, welche sich der Arbeiterproblematik am meisten widmete, zeichnete die Gesellschafts- und Produktionsbeziehungen einseitig aus der Sicht des Proletariats. Die vorliegende Studie analysiert sie aus dem entgegengesetzten Sichtwinkel, nämlich aus der Unternehmerposition. Die meist aus zurückgebliebenen Regionen in den Schmelztiegel von Ostrava gezogenen Unterschichten mussten zuerst einen Kultivierungsprozess durchlaufen. Die soziale Infrasturktur, in den Industrielokalitäten vorwiegend von der Unternehmerbourgeoisie aufgebaut, stand vor der keineswegs leichten Aufgabe, die ungebildeten Migranten vom Lande in den städtischen Bedingungen zu adaptieren.
Die Unternehmer bedienten sich der Arbeiterschaft gegenüber sowohl repressiver, als auch progressiver Methoden. Die Repression wurde am meisten in den Zeiten von Streikaktivitäten und Gemeindewahlen angewandt. Zu den positiveren Methoden gehörte das Gründen von Arbeiterbildungs - , Konsum -und Sparkassenvereinen, welche die Werktätigen zur Bildung, Sparsamkeit und allgemein richtigen Lebensgewohnheiten führen sollten. Die Grossunternehmen bevorzugten eine Sozialpolitik, die primär zu guten Arbeitsleistungen führen und sekundär den Ansturm der Arbeiterbewegung eliminieren sollte – Aufbau von Arbeiterkolonien, Verbesserungen der Sozialversicherung (Pensions- und Krankenversicherungsanstalt), innenbetriebliche soziale Infrastruktur (Betriebskantinen, Krankenhäuser, Schulen, Sportplätze), Lohnvergünstigungen und andere Vorteile für Vorarbeiter und qualifizierte Arbeitskräfte.
Am ausführlichsten befasst sich der Beitrag mit dem Einfluss der Zeitung Der Arbeiterfreund , deren Erscheinen von der Unternehmerschaft finanziert wurde, auf die Arbeiter.
Das Ziel ist, die angesprochene Problematik in einen breiteren Kontext der Entwicklung der bürgerlichen und nationalen Gesellschaft einzufügen.
Web vytvořilo studio Liquid Design, v případě potřeby navštivte stránku s technickými informacemi
design by Bedřich Vémola
design by Bedřich Vémola