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Jan Mergl – Lenka Pánková

Alte Wiese – der Salon von Karlsbad. Salon als Exterieur?

Das Leben der Kurstadt, insbesondere dessen gesellschaftliche Seite, wird durch eine Reihe von Besonderheiten gekennzeichnet. Auch im Zusammenhang mit dem Thema des Salons als einer Stätte des Zusammentreffens und des gesellschaftlichen Verkehrs bietet sich eine interessante Idee an: Ist nicht vielleicht die lebhafteste der Karlsbader Promenaden - Alte Wiese - auch ein Salon, Salon im Exterieur? Wenn auch sich dieser Gedanke den geläufigen Definitionen des Salons widersetzt, versuchen wir darüber nachzudenken und ihn auch als eine ganz ausnehmende, durch einmalige Bedingungen gegebene Möglichkeit zu beurteilen. Durch ihre günstige Lage entlang des Kais des Flusses Tepl war Alte Wiese vorausbestimmt dazu, um zur Pulsader des gesellschaftlichen Lebens der Stadt zu werden. Umrandet mit einer Front von schön erbauten Badehäusern einerseits und seit Anfang des 19. Jahrhunderts mit einer Reihe von Verkaufsständen - Boutiquen andererseits war sie zweifelsohne die eleganteste Karlsbader Promenade. Zum ersten Mal begab sich hierher der Strom der Kurgäste am Morgen, nach Absolvieren der Trinkkur am Sprudel oder an einer anderen Heilquelle. Auf der Alten Wiese war möglich - und vom gesellschaftlichen Gesichtspunkt aus auch ratsam - in einem der zahlreichen Cafes das berühmte Karlsbader Frühstück zu genießen. Zum zweiten Mal traf sich die Kurgesellschaft auf der Alten Wiese am Nachmittag und gegen Abend. Der Korso war ungeschrieben Pflicht sowohl für die Creme der Gesellschaft, als auch für die neugierige Schicht des mittleren Bürgertums. Kolonnaden und Promenaden bildeten den Rahmen des reichen gesellschaftlichen Lebens und lockten immer wieder zu wiederholten Besuchen. Und auf der Alten Wiese, im Karlsbader Salon unter freiem Himmel, erschienen und wechselten sich immer neue Akteure einer der buntesten Salongesellschaften Europas ab.