Pavla Horská

Das böhmische Unternehmertum in der österreichischen Berufsstatistik

53–57 (tschechisch), Resumé S. 58 (deutsch)
Auch wenn die Statistik nicht imstande ist, das konkrete Wertsystem, mit dem die damalige Gesellschaft die Unternehmer und deren Tätigkeit beurteilte, zu ersetzen, lässt sich keine das selbstständige Unternehmen in der habsburgischen Monarchie und somit auch in den böhmischen Ländern betreffende Basisforschung ohne grundlegende statistische Daten realisieren. Man muss beispielsweise wissen, dass beinahe bis Ende des 19. Jahrhunderts ein selbstständiger Unternehmer in böhmischen Ländern fast ausschliesslich ein verheirateter, mehr als 30 Jahre alter Mann gewesen war. Wie stand es nun um die Frauen? Lässt sich anhand der österreichischen Berufsstatistik beweisen, dass auch Frauen im Habsburgerreich zu den Unternehmern gezählt wurden? In Anbetracht dessen, dass die österreichische Berufsstatisik erst bei der Volkszählung im Jahre 1880 zum überhaupt ersten Male eine Einteilung der gesamten Bevölkerung nach der Art und Weise der Beschaffung notwendiger Existenzmittel vornahm, lässt sich die Frage der selbstständigen ökonomischen Aktivität der Frauen frühestens in den letzten Jahren der Monarchie verfolgen. Im Jahre 1880 wurden in der Berufsstatistik der Kategorie „selbstständig“ in der westlichen Hälfte des Reiches 27% aller Männer und 8,4% aller Frauen zugeordnet. Dabei lebten fast 60% aller Frauen in einer Familie ohne eigenen Erwerb, während nur ein wenig mehr als ein Drittel aller Männer in der gleichen Stellung war. Die Kategorie „selbstständig“ umfasste allerdings nicht nur selbstständig erwerbstätige Personen, sondern auch von öffentlicher Unterstützung lebende Menschen ohne Arbeitgeber bzw. Familie. In jedem Falle sind jedoch die Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei der Zuordnung zu den Kategorien „Familienangehörige“ und „Selbstständige“ derart gross, dass sich aufgrund ebendieser Angaben darauf schliessen lässt, dass das Unternehmertum als selbstständige ökonomische Tätigkeit bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts vornehmnlich eine Domäne der Männer gewesen ist, und zwar verheirateter Männer eher mittleren Alters.
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