Věra Brožová – Dagmar Mocná

Popelka und Arnošt Bilián: "Durch Opfergabe zu anderer Seele"

216–224 (tschechisch), Resumé S. 225 (deutsch)
Unter Gegenstände, durch welche die tschechischen Patrioten ihren verstorbenen Größen die Ehre zu erweisen hatten, gehörten um die Mitte der 1880er Jahre auch die sogenannten „nationalen Opfergaben". Es waren Visitenkarten mit einem auffälligen Logo, die zugunsten des Tschechischen Zentralschulvereins herausgegeben wurden, einer Institution, die das tschechische Schulwesen in den national gemischten Regionen unterstützte. Ihr Autor war der Jurastudent Arnošt Biliän, der für seinen Einfall zuerst Jan Neruda und nachher auch die Schriftführerin des Tschechischen Zentralschulvereins Marie Popelková, seine spätere Gemahlin, gewann. (Sie war berühmt vor allem als Sammlerin von Prager Sagen, Organisatorin der Frauenbewegung und der heimatkundlichen Aktivitäten, Begründerin des weiblichen Scouting und hauptsächlich beliebte Autorin der populären Lektüre.) Die Opfergaben kamen insbesondere in Form von komplizierten sepulkralen Plastiken zur Geltung, mit denen Grabe von verdienten Persönlichkeiten auf der nationalen Grabstätte Vyšehrad und auch auf anderen Friedhöfen gelegentlich geschmückt wurden. Ihre beide bildenden Künstler vermochten jedoch nicht einmal ihr eigenes Unternehmen zu erhalten, in dem diese Gegenstände arrangiert werden sollten. Die ihre Hinfalle begleitende Begräbnisexzentrizität verursachte schließlich den Untergang einer guten Idee, die in einer modifizierten Gestalt (der Einkauf von Gegenständen, der im Preis einen Beitrag für karitative Zwecke einschließt) bis heute gebraucht wird.
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