Kateřina Bláhová
Bildung im tschechischen 19. Jahrhundert
7–10 (tschechisch), Resumé S. 10 (deutsch)
Kateřina Bláhová führt in ihrem Eröffnungsbeitrag auf die Problematik dieses Sammelbandes
hin, der unter dem Motto „In der Arbeit und im Wissen liegt unser Heil“ („V práci a vědění je naše spasení“) steht. Dieses Motto stammt aus František Ladislav Riegers Konversationslexikon (Slovník naučný). Rieger hatte sich nicht nur die Aufgabe
gestellt, mit dem Lexikon die allerneuesten wissenschaftlichen Erkentnisse zu erfassen,
sondern er wollte gleichzeitig mit ihm zur Kultivierung der tschechischen Sprache und Literatur beitragen. Sprache und Kultur bildeten bekanntlich die Grundlage des nationalen Emanzipationsprozesses.
Im 19. Jahrhundert fanden sowohl ein Wandel der Werte und Wertehierarchien als auch ein Wandel in der sozialen Schichtung statt. Für die tschechische Gesellschaft, die einer adeligen Oberschicht praktisch entbehrte, stellte die Bildung das geeignete Mittel für die Schaffung einer nationalen Elite dar. Die „Schulfrage“ war somit auch ein politisches
Problem. Kultur — verstanden als die Einheit materieller und geistiger Werte — wurde zum spezifischen Bestandteil des Nationsbildungsprozesses in der tschechischen
Gesellschaft des 19. Jahrhunderts.
Die Teilung der Prager Universität und die darausfolgende Gründung der tschechischen
Universität brachte in den 1880er Jahren die entscheidende Zäsur, die eine allmähliche
Emanzipation der Wissenschaft von nationalen Interessen zur Folge hatte. Die Bildungsbemühungen erfassten weite Teile der Gesellschaft. Sie waren nicht nur Thema in den Zeitungen und Zeitschriften, sondern sie widerspiegelten sich beispielsweise in den neuen populärwissenschaftlichen Buchreihen und öffentlichen Vorträgen. Diese Entwicklungen zeigen, dass die Bildung das tschechische 19. Jahrhundert entscheidend prägte.
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