Andrea Vítová
Das dankbare Herz. Die Glückwunschpoesie im 19. Jahrhundert
317–325 (tschechisch), Resumé S. 325 (deutsch)
Glückwunschgedichte als Gratulationen in Versform zu Geburts- und Namenstagen, zum neuen Jahr usw. nehmen in der Literatur des 19. Jahrhunderts eine Randstellung ein. Für die Poesie des Biedermeier sind sie trotzdem von Belang, denn sie gehen aus der damaligen Anbetung des Familienlebens hervor und halten das idealisierte Bild der Beziehungen zwischen den Kindern und Eltern, Verwandten und Freunden fest.
Der formalen Seite nach bilden die Glückwünsche in Versform eine breite Skala von einem einfachen Kindersprüchlein bis zu umfangreicheren Beglückwünschungen. Obwohl die schriftliche Gestalt der Gratulation nicht ausgeschlossen ist, waren diese einfachen Werke primär für einen lauten Vortrug bestimmt. Die Verse erheben die Anrede des Gratulanten und zusammen mit ihr erhöhen sie auch das Niveau des für den typischen biedermeierlichen Familienkreis so wichtigen kleinen Hausfestes,
Die entstehenden Sammlungen der Glückwunschgedichte nähern sich von Anfang an einem gesellschaftlichen Handbuch. Zur Biedermeierzeit ist jedoch ihre Eingliederung im Hinblick auf die literarische Hauptströmung nicht ganz eindeutig. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlieren sie nichts an ihrer Beliebtheit. Es geht jedoch immer deutlicher „nur" um eine gesellschaftliche Konvention. Die Gattung der Glückwünsche in Versform verschiebt sich in Richtung zur literarischen Peripherie. Das eigentliche Schaffen ahmt die Textmuster aus der Biedermeierzeit nach und schreitet Hand in Hand mit der Sammlertatigkeit. Die Ideale des Menschen aus dem Zeitalter des Biedermeier wurden im Laufe der Zeit zu den von der Gesellschaft verlangten Klischees.
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