Karolína Fabelová

Camille Mauclair und tschechische moderne Kunst

404-412, resumé s. 412
Die tschechische Malerszene verfügte über zwei bedeutende Kritiker und Propagatoren aus den Reihen der Ausländer - den Schweizer William Ritter (1867-1955) und den Franzosen Camille Mauclair (1872-1945), dessen Intellekt sich nicht nur im Bereich der künstlerischen Kritik, sondern auch der Belletristik und Essayistik, weiter auch der Ästhetik und Soziologie zeigte. Er stand nah sowohl der Generation der Symbolisten, aus der er hervorgegangen war und die er in seinen Kritiken leidenschaftlich verteidigte, als auch der Bewegung der Impressionisten, denen er 1909 die Studie L'impressionisme, sonhistoire, sonesthetique, ses mattres: Edouard Manet, Edgar Degas(Impressionismus, seine Geschichte, Ästhetik, Meister: Edouard Manet, Edgar Degas) zuschrieb und die zu den ersten historischen Bewertungen der Impressionismus-Bewegung zählt. 1907 wurde er Kurator der Prager Ausstellung der französischen Impressionisten. Auf Grund seiner Erfahrung mit dem tschechischen Milieu entstand sein Vortrag Boj o svohodu ve francouzském umění od stol. XVI. do dnešních dnů (Der Freiheitskampf in der französischen Kunst vom XVI. Jh. bis zu den heutigen Tagen), den er anlässlich der Eröffnung der Ausstellung von Henri Le Sidaner vortrug. In der tschechisch-deutschen Ausgabe gab er das Buch Auguste Rodin, L'Oeuvre et l'Homme (Auguste Rodin, Werk und Mensch) heraus. Trotz seines fortschrittlichen Denkens und unermüdlichen Kampfes um die künstlerische Freiheit wurzelte Mauclairs Kunstverständnis tief im 19- Jahrhundert, womit seine ablehnende Einstellung zu neuen künstlerischen Strömungen der modernen Kunst vom Anfang des 20. Jahrhunderts zusammenhing (z. B. das Buch Trois crises de l'art actuel [Drei Krisen in der gegenwärtigen Kunst, 1906). Mauclairs Ansichten belegen, dass er in den von Österreich-Ungaren unterjochten böhmischen Ländern das zu finden suchte, was er im freien Frankreich niedergehen sah: Kontinuität, Tradition, Stabilität. Nichtsdestoweniger hiess man in Prag 1910 moderne französische Maler, mit starker Vertretung der Fauvisten, in der vom Mänes-Bund veranstalteten Ausstellung Nezävisli(Die Unabhängigen) willkommen. In Prag kam Osma (Die Acht) zur Welt und mit ihr der Kubismus, den Mauclair ablehnte. Er erstarrte in den Zeiten des Symbolismus und Impressionismus und weigerte sich mit Absicht, auf die moderne Kunst in Böhmen zu reagieren. Mauclair spielte in der Entwicklung der tschechisch-französischen Beziehungen eine zwiespältige Rolle. Einerseits stellte er in Böhmen einen der wichtigsten Propagatoren der französischen Kunst dar, anderseits unternahm er aber nichts für die Durchsetzung der modernen Kunst - sei es schon der tschechischen in Frankreich oder auch der französischen im tschechischen Milieu - und unterstützte dort Tradition und Volkskunst, von denen sich die Tschechen zu befreien suchten.
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