Markéta Theinhardt

Charles Sedelmeyer als Beispiel einer Ausstellungsstrategie im 19. Jahrhundert

390-403, resumé s. 403
Mit der Tätigkeit des aus Wien nach Paris übergesiedelten Kunsthändlers Charles Sedeimeyer wird eine Problematik angeschnitten, weiche sowohl den mitteleuropäischen, als auch den internationalen Kunstbetrieb im 19. Jahrhundert illustriert. Im Unterschied zu der unlängst erschienenen inhaltsreichen Studie Christian Huemers (Charles Sedelmeyer /1837-1925/. Kunst und Spekulation am Kunstmarkt in Paris, Belvedere. Zeitschrift für bildende Kunst, 2/1999, S. 4-19), orientiert sich der vorliegende Beitrag nicht auf den Kunsthändler Sedelmeyer, sondern auf Sedelmeyer als Galeristen, der die Werke der Künstler seines Umkreises durch Ausstellungen zu propagieren und dann natürlich auch günstig zu verkaufen versuchte (und zwar mit Erfolg). Anhand der Munkäcsy-Monographie, die Sedelmeyer am Ende seiner Laufbahn verfasste, wird sowohl das ästhetische Kredo dieses berühmten Kunstakteurs, als auch seine durchdachte kunstpropagandistische Strategie analysiert. Es wird gezeigt, auf welch „natürliche" Weise sich in Paris um Sedelmeyer (ob nun für oder gegen ihn) eine regelrechte österreichisch-ungarische Künstlergemeinschaft bildete, zu der sowohl Österreicher, Ungarn, Tschechen und Deutsche gehörten, die sich ungeachtet der Nationalitätenfrage „daheim" trafen und auch in Kunstfragen kommunizierten. Sedelmeyers Ausstellungsstrategie (die zwar nicht seine Erfindung war), bestand darin, großformatige Sensationsbilder (oder Bildergruppen) in spektakulären Einzelvorführungen, wahrhaften Inszenierungen der internationalen Öffentlichkeit (mit sorgfältiger Themenwahl je nach Land) vorzustellen und deren Popularität mit Hilfe von gewinnbringenden Qualitätsgravüren noch zu steigern, In dieser Hinsicht hat er zum Beispiel in Paris, wo ein eher reglementiertes institutionelles Ausstellungswesen (noch) vorherrschte, eine Markt-liücke gefunden. Es wird konstatiert, dass so manches nationale Bild-Monument u. a. auch dieser Strategie seine Popularität verdankt (siehe das Gemälde Väclav Broziks Jan Hus vordem Konzil zu Konstanz}.
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