Luboš Velek

Jan Vašatý – Apostel des jungtschechischen Panslavismus und seine zeitgenössische Karikatur

71–90 (tschechisch), Resumé S. 91 (deutsch)
Der Autor befaßt sich in seinem Beitrag mit der Persönlichkeit des Advokaten Jan Vašatý, eines der führenden tschechischen Russophilen in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts. Als jungtschechischer Abgeordnete setzte er sich beharrlich für die Anbahnung und Entfaltung politischer Kontakte der Tschechen mit Rufsland ein, und zwar mit Hilfe der Presse und des Vereinswesens, wie auch durch die Propagierung des Russischunterrichtes in den Mittelschulen, der russischen Literatur usw. Zu seiner Zeit machte er jedoch vor allem durch seine russophilen Erklärungen im Reichsrat auf sich aufmerksam, indem er versuchte, die Abgeordneten und die österreichisch-ungarische Außenpolitik von der Notwendigkeit freundschaftlicher Beziehungen und womöglich sogar eines Bündnisses mit Rußland zu überzeugen. Seine Reden, denen es an fachlicher Qualifikation und an tieferen Kenntnissen der außenpolitischen Probleme, aber auch Rufslands selbst, mangelte, haben nicht nur in den Regierungskreisen und unter den deutschösterreichischen und polnischen Abgeordneten Widerstand hervorgerufen, sondern immer mehr auch in der jungtschechischen Partei selbst, die jedoch in dieser Zeit ihre Position gegenüber den außenpolitischen Fragen und vor allem gegenüber Rufsland nicht zu definieren vermochte, Unbehagen geweckt. Vašatý wurde also zum ungebetenen Sprecher und gewissermaßen auch zum Schöpfer der jungtschechischen außenpolitischen und slawischen Politik. Seine unqualifizierte Einsicht in diese Problematik ebenso wie sein extravagantes Auftreten und viele Charakterfehler haben jedoch alle seine Bemühungen auf diesem Feld karikiert und die jungtschechische Partei lächerlich gemacht. Als einzige Lösung zeigte sich letztendlich sein Ausschluß aus der jungtschechischen Partei, was wahrscheinlich der erste derartige Schritt in der Geschichte der tschechischen Politik gewesen ist. Der Aufsatz ist so nicht nur ein Beitrag zur Entwicklung der tschechischen slawischen Politik an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert, sondern auch ein Beitrag zur Entwicklung der modernen tschechischen politischen Kultur.
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