Miloslav Vojtech
Das Ideal des Panslawismus bei Ján Kollár und seine Modifikationen in der slowakischen Literatur des 19. Jahrhunderts
394–404 (tschechisch), Resumé S. 404 (deutsch)
Die Persönlichkeit von Jan Kollär (1793-1852) hat eine Schlüsselposition in den Betrachtungen über das Thema des Panslawismus im slowakischen und breiteren tschechoslowakischen Umfeld. Das Konzept der slawischen Wechselbeziehungen tritt in seinem Werk auf verschiedene Weise hervor, mit verschiedenen Themen und in verschiedenen Genres. Theoretisch fußen sie auf dem Prinzip der Integration und ethisch-philosophisch auf dem humanitären Prinzip. Kollär hat diese Idee vom europäischen Standpunkt aus gesehen, als ein Mittel, durch das sich die Slawen zum Gedanken eines weltbürgerlichen Ganzen und der Einheit der Menschheit bekennen könnten. Eben diese Dimension ist in den späteren Arbeiten über die slawische Wechselseitigkeit verschwunden. Kollärs Konzept mit seinem Appell an die humanistischen, übernationalen, allgemeinmenschlichen und moralisch universalistischen Prinzipien war in seiner Zeit zu idealistisch, es ist auf die partikularistischen Interessen der einzelnen slawischen nationalen Gemeinschaften gestoßen, auf alle die Animositäten im Rahmen der slawischen Welt, vor allem aber auf den pragmatisch orientierten Praktizismus der kleinen wiederauflebenden Kulturen, zu denen im 19. Jahrhundert auch die slowakische Kultur gehörte. Der Beitrag widmet sich diesen kritischen Reaktionen auf das Konzept Kollárs (bei Jozef Miloslav Hurban, Ľudovít Štúr) und dessen allmähliche Umwertung. Speziell beschäftigt er sich mit jenen Problemen, die im 19. Jahrhundert das Konzept der slawischen Einheit gestört haben, vor allem den russisch-polnischen Beziehungen und ihrem literarischen Bild im Werk von Ján Kollär, Karol Kuzmány und Samo Bohdan Hroboň. Zum Schluß wird das Konzept der slawischen Wechselbeziehungen bei Kollár mit den Ansichten von Ľudovít Štúr in seinem „politischen Testament" Das Slawentbum und die Welt der Zukunft konfrontiert. Während Kollár nicht auf die politischen Dimensionen einer slawischen Vereinigung eingeht und die Wechselbeziehungen nur in der kulturellen und literarischen Sphäre versteht, stellt Stur die Frage auf die politische Ebene und schlägt eine politische Verschmelzung aller slawischen Völker mit dem zaristischen Rußland vor. Im Konzept von Stur geht es nicht nur um eine politische, sondern auch eine kulturell-zivilisatorische Vereinigung, und zwar als apriorische Abkehr vom Westen und seiner kulturellen und zivili-satorischen Errungenschaften überhaupt.
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