Miloslava Melanová
Der Panslavismus in der deutschen liberalen Publicistik im Jahre 1848
95–99 (tschechisch), Resumé S. 99–100 (deutsch)
Der Beitrag untersucht die Verwendung des Begriffs Panslawismus und seinen Inhalt in der liberalen Publizistik der bedeutenden deutschsprachigen Stadt Reichenberg (Liberec). In der deutschen Publizistik wurden dem Panslawismus ausschließlich negative Merkmale zugeschrieben. Als ein Hinneigen zum russischen Reich wurden sie schon in den Broschüren der politischen Opposition präsentiert, die in Böhmen vor dem Jahre 1848 eingedrungen sind. Die Konfrontierung der tschechischen emanzipatorischen Bestrebungen im Jahre 1848 mit der Idee der deutschen Einheit, die im Bezirk Reichenberg einen großen Widerhall fand, hat die negative Bedeutung des Begriffes noch vertieft und die¬ser wurde für die Deutschliberalen zu einer ständigen Drohung, Auf den Seiten des ersten politischen Blattes Reichenberger Wochenbericht aus der Nähe und Feme, das ab dem Frühjahr 1848 herausgegeben wurde, wurde die panslawistische Idee den Tschechen zugeschrieben und einer Sehnsucht, das Land mit dem slawischen Reich zu verbinden und von Österreich loszulösen, gleichgestellt. Auch das russophile Denken wurde mit dem Panslawismus identifiziert, als dessen Merkmale in dieser Beziehung vor allem die reaktionären politischen Ziele verstanden wurden. Eine ähnliche Dimension hatte auch das Slawentum und die Bestrebungen der österreichischen Slawen im Jahre 1848. Obwohl es in den realen Bemühungen der tschechischen Bewegung die panslawistische Idee als Idee einer politischen Vereinigung mit Rußland kaum gab, war die stereotype Vorstellung dieser Drohung in der deutschen Publizistik während der ganzen zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer präsent.
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