Veronika Sušová
Das Schulwesen als Instrument staatlicher Propaganda. Erziehung zum Patriotismus am Beispiel der österreichischen Lehrbücher in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
100–110 (tschechisch), Resumé S. 110 (deutsch)
Veronika Sušová beschäftigt sich mit der Problematik der Lehrbücher als Hilfsmittel staatlicher Propaganda, die sie am Beispiel österreichischer Lehrbücher aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufzeigt. Für ihre Untersuchung zog sie Geschichtslehrbücher und Lesebücher heran sowie methodische Schriften, die die Lehrer anleiteten, wie sie ihr Fach zu unterrichten haben, welchen Punkten sie Aufmerksamkeit schenken und wie sie historische Ereignisse interpretieren sollten. Die Autorin analysiert in ihrem Beitrag, wie in den Lehrbüchern die Einheit des österreichisch-ungarischen Vielvölkerstaates propagiert
wurde und welche Anstrengungen der Staat unternahm, um bei seinen Bürgern politische
Loyalität und Disziplin zu wecken und aufzubauen. Die Einhaltung von Loyalität und Disziplin waren im Kontext des Vielvölkerstaates ebenso von zentraler Bedeutung wie die Einheit des Staates. Der archaische Inhalt des österreichischen Staatsgedankens war mit der Ideologie des Nationalismus nicht konkurrenzfähig. Trotz aller Anstrengungen
gelang es dem österreichisch-ungarischen Staat nicht, eine moderne politische Nation herauszubilden. Anhand ausgewählten Quellenmaterials zeigt die Autorin, dass sich in den Lehrbüchern oft die nationale Ideologie mit der supranationalen Ideologie des Staates vermengte. Die staatliche Propaganda setzte in den Lehrbüchern Anekdoten, Gedichte, glorifizierende Lebensläufe, Legendenbildungen sowie Bildmaterial ein.
Ihr Thema bettet die Autorin in den Kontext allgemeinerer Überlegungen zur Frage des Verhältnisses von Staat und Bildung im ausgehenden 18. und im 19. Jahrhundert sowie der weiteren Funktionen der Bildung.
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