Jan Štemberk – Ivan Jakubec
Die Rückkehr des staatlichen Kapitals in das Eisenbahngeschäft? Die Umstände der Vorbereitung und Anwendung des Eisenbahn-Enteignungsgesetzes ("Sequestrationsgesetz")
In der zweiten Hälfte der 1870er Jahre kam es zu einer ernsthaften Diskussion über die Veränderungen in der Eisenbahnpolitik in Cisleithanien. Das bestehende Konzessionssystem, das einen Rahmen für private Unternehmen schuf, zeigte seine Grenzen. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Eisenbahnverkehrs nahm erheblich zu und die Suche nach einem neuen Modell war dringend notwendig. Ende 1877 wurde das sog. Sequestrationsgesetz verabschiedet. Dieser Beitrag erläutert die Auswirkungen des Gesetzes in der Praxis und seine Bedeutung für den Bau der Staatseisenbahnen. Das Gesetz war an sich kein Türöffner für den Bau von Staatseisenbahnen, vielmehr ging es um eine Erklärung einer neuen Einstellung des Staates. Es lässt sich auch nicht sagen, dass es die Rückkehr des staatlichen Kapitals in das Eisenbahngeschäft zur Folge gehabt hätte, da dieses bereits latent vorhanden gewesen war. Es erteilte jedoch den Auftrag, mit den Eisenbahngesellschaften Verhandlungen über den Kauf ihrer Strecken und die Übernahme des Betriebs durch den Staatsapparat aufzunehmen.
Schlüsselwörter: Tschechien – Österreich – 19. Jahrhundert – Cisleithanien – Eisenbahn – Sequestrationsgesetz – Verstaatlichung der Eisenbahn
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