Michal Topor
Das Problem der Individualität in den Notizen des Studenten Emil Saudek
Das intime Medium der notizenhaften Aufzeichnungen hat es Emil Saudek (geb. 1876) ermöglicht, sich hinter Paraphrasen, Zitaten, Entwürfen an der Grenze der eigenen und fremden Gedanken zu verbergen und Fragmente des Zeitdiskurses frei zu prüfen, nämlich die verschiedenen Ideen, ästhetischen und anderen Impulse und Gesten, die in den Diskursen am Ende des 19. Jahrhunderts zirkulierten. Dazu gehören auch verschiedene Behandlungen des Problems der Individualität oder des Individualismus, und zwar in verschiedenen Dimensionen und Variationen der grundlegenden Polarität zwischen der bestimmten, determinierenden (üblichen) Ordnung der Dinge, und den Formen der Flucht vor ihnen bzw. des Widerstandes gegen sie. Der Text beabsichtigt nicht, zur Entdeckung eines Systems Saudeks oder – durch ihn – eines allgemein organisierten, konsistenten Systems der Zeit beizutragen. Anstelle einer beobachtbaren Geschichte der Meinungsabsolution bietet er vielmehr mehrere Hinweise, die nur synekdochisch (in einem spezifischen Filter) das Terrain des Möglichen widerspiegeln.
Schlüsselwörte: 19. Jahrhundert, Emil Saudek, Moderne, Äthetik, Politik
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