Blanka Hemelíková
Die Suppe für arme Kinder in satirischen Zeitschriften
Das Thema der Armut und der Wohltätigkeit war in der tschechischen Literatur des 19. Jahrhunderts sehr häufig und markant. Die Linie der populären philantropischen Literatur, die Interesse an Wohlfahrtseinrichtungen hervorrufen sollte, hatte jedoch auch eine „disharmonische“ Paralelle, die als Satire auf die Wohltätigkeit und die mit ihr verwandten Themen in den satirischen Zeitschriften und Rubriken vorkommt. Auch diese Linie wollte ganz offensichtlich auf die Formung der Gesellschaft einwir-ken. Die Satire konfrontierte das Ideal der Humanität mit seiner praktischen Verwirklichung in der Realität. Der Beitrag will vor allem mittels typischer Beispiele die Entwicklung dieses Themas und seine Radikalisierung in der satirischen Perspektive etwa seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg zeigen. Aufmerksamkeit wird dabei vor allem dem Schaffen von Jaroslav Hašek und Josef Lada und ihrer Verortung im Rahmen dieses Themas gewidmet. An diesen Beispielen wird gezeigt, wie sich die Antithese Ideal versus Realität neu manifestierte, und zwar nicht als eine gesellschaftlich gezielte satirische Kritik, sondern als Bestandteil einer absurden Welt, mit der Anwendung der Prinzipien der Groteske und des schwarzen Humors, ohne eine moralische Wertung.
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