Jiří Lach
In der Fremde und doch zu Hause: Josef Šusta und Italien
Josef Šusta war einer jener tschechischen Wissenschaftler und Künstler, für die Italien ein beliebtes Ziel von Studien- und auch Erholungsreisen geworden ist. Während seines Studiums in Wien (wo Theodor von Sickel, der Begründer der österreichischen historischen Quellenforschungen, am Österreichischen Historischen Institut gewirkt hat) hatte sich für ihn die Möglichkeit eröffnet, einige seiner frühen Forschungsjahre in Rom zu verbringen. Dank der Empfehlung Sickels verbrachte Šusta in Italien, überwiegend in Rom, drei Jahre (1896–1899), die er dem intensiven Studium neuzeitlicher Quellen, vor allem zur Kirchengeschichte, widmete. Später kam er noch einige Male nach Rom, und Italien wurde zum Thema einer ganzen Reihe seiner Werke oder ihrer Teile: von seiner Habilitationsschrift über Papst Pius IV. über die Dějiny lidstva (Die Geschichte der Menschheit) bis zum von Jan Leichter initiierten Projekt České dějiny (Die tschechische Geschichte). Besonders präsent ist jedoch die italienische Thematik in Šustas Roman Cizina (Das Ausland) und in seinen während der Nazi-Okkupation geschriebenen Memoiren. Diese beiden Werke verraten, wie sehr Italien und vor allem seine Hauptstadt sich dem Herzen dieses bedeutenden tschechischen Historikers eingeprägt und seine Betrachtungen über die Kompliziertheit und Komplexität der Geschichte gestärkt haben.
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